Über 100 Gäste bei Fracking-Podiumsdiskussion in der Burg Seevetal.

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„Fracking benötigt unbedingt rechtliche Regelungen“, sagte Dr. Matthias Miersch, Umweltpolitiker der SPD-Bundestagsfraktion, jetzt auf einer von Svenja Stadler organisierten und moderierten Podiumsdiskussion in der Burg Seevetal. Vor mehr als 100 Gästen erläuterte Miersch, warum die SPD für ein Verbot des unkonventionellen Frackings, also der Erdgasförderung aus Schiefer- und Kohleflözgestein oberhalb von 3000 Metern, eintritt. Gleichzeitig soll das seit den 60er Jahren in Deutschland praktizierte konventionelle Fracking in 3500 bis 5000 Meter Tiefe erlaubt bleiben, allerdings unter strengeren Auflagen. „An den entsprechenden Gesetzen arbeiten wir zur Zeit in Berlin“, so Miersch. „Für die SPD haben der Schutz der Gesundheit und des Trinkwassers dabei oberste Priorität.“

Olaf Martins, Leiter Kommunikation und Medien bei ExxonMobil, entgegnete der im Publikum vorherrschenden Anti-Fracking-Haltung, dass Erdgas im Zuge der Energiewende und dem erklärten Verzicht auf Kernenergie und CO2 die optimale Übergangslösung darstelle. „Deshalb brauchen wir in den kommenden Jahren ganz viel Erdgas. Im Übrigen wurde der ganze Prozess der Erdgasförderung von Wissenschaftlern als unbedenklich erklärt, giftige Komponenten sind beseitigt.“ Dr. Oliver Olsson vom Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie der Leuphana Universität Lüneburg gab zu Bedenken, dass die Endlagerdiskussion viel wichtiger sei. „Wenn ich mir die Situation beim Atommüll ansehe, dürfen wir hier nicht die gleichen Fehler wieder machen. Wir müssen darüber sprechen, wie die Entsorgung von Fracking-Abfallprodukten wie zum Beispiel Lagerstättenwasser geregelt werden soll.“

„Der Kubikzentimeter Erdgas, der aus deutschen Vorkommen stammt, ist der umweltunbedenklichste, den sie bekommen können“, betonte Martins und beteuerte: „Darüber hinaus arbeiten wir mit größtmöglicher Transparenz und aller Offenheit gegenüber wissenschaftlicher und politischer Kooperation an steter Verbesserung.“ Solange aber nicht feststehe, welche Gefährdungen durch das unkonventionelle Fracking entstehen, sei eine Erlaubnis für ihn nicht verantwortbar, so Miersch. „Ich bin froh, dass ich als Bundestagsabgeordneter in Deutschland das Recht habe, etwas zu verbieten, von dem ich nich weiß, wie riskant es im Endeffekt ist.“ Das unterscheide uns von der US-Gesetzgebung, wo erst eine offiziell nachgewiesene Gefährdung ein Verbot per Gesetz möglich mache.

Auf der Hittfelder Podiumsdiskussion vertrat Kreisrat Dr. Björn Hoppenstedt den Landkreis Harburg und verdeutlichte die Position der Kreisverwaltung: „Wir lehnen diese Erdgasfördertechnik mit dem Hinweis auf unsere Trinkwasser- und Naturschutzgebiete ab.“ Eine größere Transparenz des gesamten Verfahrens wäre allerdings sehr begrüßenswert, denn der Informationsaustausch zwischen Landkreis und der Genehmigungsbehörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, lasse doch sehr zu wünschen übrig. „Eine bessere Einbindung der Öffentlichkeit und vor allem auch der Wasserversorger in den Genehmigungsprozess ist vonnöten“, sagte Hoppenstedt.

Zum Ende der Diskussion zwischen Podium und Publikum stellte Matthias Miersch fest, dass er als Umweltpolitiker häufig mit Argumentationen konfrontiert werde, die Fracking nicht zuletzt aus wirtschaftlicher Sicht befürworten. „Warum bedenkt aber dabei keiner die volkswirtschaftlichen Folgekosten, die auf uns zukommen, weil über die Entsorgungsfrage nicht nachgedacht wurde?“