Dr. Wilhelm Priesmeier, Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Ernährung und Landwirtschaft, besuchte jetzt auf Einladung von Parteikollegin Svenja Stadler den Sprecher der Berufsschäfer Niedersachsen, Wendelin Schmücker, auf dessen Hof in Winsen-Borstel. Schmücker ist gleichzeitig Sprecher der bundesweiten Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände.

140730 Bei Berufssch _fer Schm _cker 01

Anlass für den Besuch war ein Schreiben des Winsener Schäfers, in dem er unter anderem die ganzjährige Möglichkeit der Beweidung von Dauergrünland mit Schafen und Ziegen sowie flächenunabhängige, produktionsgebundene Direktzahlungen (Subventionen) an Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe, die mit ihrer Bewirtschaftung für eine Nachhaltigkeit der Flächen sorgen, fordert. Schmücker, der selbst eine Herde von allein rund 700 Mutterschafen besitzt, wehrt sich gegen eine Benachteiligung seiner Branche und spricht sich – auf das Beispiel Frankreich verweisend – für die Wiedereinführung der Mutterschafprämie aus.

Priesmeier machte deutlich, dass das im Bundestag beschlossene Direktzahlungs-Durchführungsgesetz, das zum 1. 1. 2015 in Kraft treten soll, Folgendes vorsieht: „Die Zahlungen bleiben an die Bewirtschaftung und Pflege der Flächen und nicht an die Produktion gebunden.“ Er begründete dies damit, dass in Deutschland für den Markt und nicht für die staatliche Subvention produziert werden solle. „Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft profitiert von der Entkoppelung der Direktzahlungen.“ Der Anmerkung Schmückers, dass es aber zu Wettbewerbsverzerrungen auf EU-Ebene kommen werde, entgegnete der SPD-Landwirtschaftsexperte mit dem Hinweis, die für den Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unverzichtbaren Direktzahlungen blieben von der Reform der europäischen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) weitgehend unangetastet.

Darüber hinaus sei ein Kernstück der GAP-Reform die Bindung der Direktzahlungen an Landbewirtschaftungsmethoden, die dem Klima- und Umweltschutz förderlich sind („Greening“). „Dazu zählt selbstverständlich auch die Beweidung von Dauergrünland mit Schafen, wie Herr Schmücker sie betreibt“, merkte Svenja Stadler an. „An dem ökologischen Wert und Nutzen für die Natur, der durch Schafhaltung gewährleistet ist, besteht ja ohnehin nicht der geringste Zweifel.“

Ein weiteres Anliegen Schmückers war die Gefährdung seiner Schafherde durch Wolfsrudel. Drei bis fünf Rudel seien es, die in den vergangenen Jahren in den angrenzenden Landkreisen gesichtet wurden. „Dabei ist es nicht nur schlimm, wenn Schafe gerissen werden“, so der Schäfer. „Vergessen wird oft, dass trächtige Mutterschafe bei Wolfsangriffen so sehr in Panik geraten, dass es in der Folge zu Fehlgeburten kommt.“ Besondere Bedeutung habe deshalb die Vorsorge, die nicht von den betroffenen Schafhaltern allein geschultert werden könne. „Letztendlich handelt es sich hierbei um ein gesamtgesellschaftliches Interesse“, sagte Schmücker. Da es für den Wolf keine natürlichen Feinde mehr gebe, müsse auch über eine gezielte Entnahme von Wölfen nachgedacht werden. „Eine Freigabe für die Bejagung von Wölfen halte ich für ausgeschlossen“, sagte der ehemalige Tierarzt Priesmeier. „Dafür wird es keine Mehrheit geben.“